Wie am Abend zuvor besprochen, treffen wir uns am frühen Morgen mit Jamie und Rhiannon um Tickets für das Boot zur Isla del Sol zu kaufen. Dabei haben wir einen kleinen Rucksack mit dem Nötigsten für die Wanderung und eine Übernachtung gepackt. Unsere großen Rucksäcke und das übrige Gepäck haben wir in der Abstellkammer des Hostels verstaut. Diese wurde offensichtlich auch als Schlafplatz benutzt: Ein Bett steht in der Ecke und ein Schwall von veratmeter Luft und Fußaroma schlägt uns entgegen. Am Hafen angekommen kaufen wir noch ein paar Snacks für unterwegs und anschließend die Boottickets in den Norden der Isla del Sol. Nach ca. 1,5-stündiger Fahrt sind wir am Ziel. Im Hafen warten fleißige Händler mit leckeren Avocado-Brötchen auf uns. Nur unweit vom Bootsanleger befindet sich ein Art Museum, in dem einige Überreste des Haupttempels präsentiert werden. Jacques Cousteau hat bei der Bergung geholfen. Kurz später bieten sich einem Touriguides an: Wir beschließen erst mal auf eigene Faust die Insel zu erkunden. Vorbei geht es an Schweinen am Strand und wir machen einen kurzen Abstecher zum heiligen Stein. Wir hatten ihn in einer der Karten verzeichnet gesehen, müssen uns dann aber durchfragen, um die Steinplatte in einem der Gärten der Anwohner zu finden.
Anschließend geht es Bergauf und die Landschaft wir immer mondähnlicher. Mit dem See im Hintergrund ergeben sich immer häufiger tolle Bilder:
Nach etwa einer Stunde erreichen wir den heiligen Felsen. Im Gegensatz zum heiligen Stein sitzt dieser wie ein Elefant am Wegrand und ist nicht zu übersehen. Wir lauschen den Erzählungen eines der Führer. Dem kolossalen Stein werden besondere Wirkungen zugesprochen – Magnetfelder und so. Aus irgendeinem Grund hab’ ich davon kein Bild gemacht. Vielleicht wollte er nicht. Gegenüber liegt ein Altar. Noch wenige Minuten sind es nun bis zur Ruine des alten Inka-Tempels. Hier schließen wir uns endgültig einer der Führungen an. Diese Informationen wollen wir uns nicht entgehen lassen. Das war dann auch die letzte Etappe der geführten Touren – wir bedanken uns mit einer kleinen Geldspende.
Von hier aus kann man noch einmal weitere 10 Minuten den Berg hoch laufen. Es ist steil, doch man wir mit einem tollen Ausblick belohnt:
Jetzt heißt es ein Stück zurücklaufen, bis zur letzten Weggabelung. Von hier aus geht es auf dem Rücken der Insel entlang in Richtung Süden. Der Weg zieht sich. Bereits zuvor, kurz nach Beginn unserer Wanderung, mussten wir Wegzoll zahlen. Jede der Inselkommunen lässt sich das Durchqueren ihres Landes mit einem kleinen Beitrag bezahlen. So sind je nach Abschnitt 5 bis 15 Bolivianos fällig. Insgesamt 3 mal werden wir zur Kasse gebeten. Hier sind dann jeweils kleine Tore auf dem Weg aufgestellt und zwei Bolivianerinnen, oft mit ihren Kindern, kassieren den Beitrag. Am späten Nachmittag, kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir dann unser Ziel. Wir laufen in das Dorf ein und einer der spielenden Jungs fragt uns, ob wir eine Übernachtungsmöglichkeit brauchen. Das Haus seines Onkels sieht ganz nett aus und für wenig Geld gibt es eine Übernachtung mit Frühstück. Ein anderer Bub kommt noch hinzu. Auch seine Familie hat eine Unterkunft; die sieht aber nicht so nett aus. Also ist klar wo wir übernachten. Jetzt heißt es erst mal: Ein Bierchen in der Abendsonne genießen.
Von hier aus beobachten wir einen tollen Sonnenuntergang. Sobald der Planet nicht mehr mit voller Stärke scheint, kommt die Eiseskälte der Hochebene zurück. Im verbleibenden Restlicht gehen wir noch zu unserer Bleibe, um uns etwas wärmer einzukleiden und eine Taschenlampe für den späteren Nachhauseweg mitzunehmen – Straßenbeleuchtung gibt es hier nicht. Der Blick von unserem ‘Balkon’ (kleiner Anbau mit Flachdach – links im linken Bild) lohnt sich:
Anschließend geht es in eines der Lokale, wo wir wieder einmal die leckere, am Titicacasee gezüchtete Forelle essen. Der anstrengende Tagesmarsch macht sich bemerkbar: Wir werden müde und kehren bald in unsere Bleibe zurück. Die Taschenlampe macht sich bezahlt.
Überraschend warm ist die Nacht in unsrem Bauernhäuschen auf der Isla del Sol. Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln uns wach und laden uns zu einem Morgenspaziergang ein: Lamarücken und Gräser sind mit Raureif dekoriert, Schweine grunzen wohlig in ihren Koben, Esel drängen sich Wärme suchend aneinander und die Insulaner beginnen ihr Tagwerk. Alles ist paradiesisch ruhig und wirkt so unverdorben. An einem ruhigen Fleckchen schauen wir uns den Sonnenaufgang an.
Nach einem kleinen Frühstück brechen wir zusammen mit Rhiannon und Jamie auf. Wir folgen dem Ratschlag eines Verwandten unserer Gastgeber und wandern in Richtung Norden, wo eine weitere Tempelruine die Landschaft verziert. Dort gibt es einen Bootsanleger, die Tickets für die Rückfahrt bietet uns der liebe Verwandte gleich mit an. Am Bootsanleger angekommen, behauptet der Bootsfahrer wir sollen auf das nächste Boot warten. Dieses sei ein spezielles, von einer Gruppe gebuchtes Boot. Nach mehrfachem Nachfragen klärt sich die Situation und wir dürfen doch mitfahren. Wir legen ab Richtung Copacabana. Die schwimmenden Inseln der Uros vor Puno in Peru rufen nach uns.